📺 Andy Sambergs seltsamer Beitrag zum 50. Jubiläum von Saturday Night Live
SNL wird dieses Jahr 50 Jahre alt, und zu diesem Anlass gab es, neben diversen Dokus und einem Konzert-Special, natürlich auch eine Jubiläums-Show mit Auftritten und Beiträgen von Cast-Mitgliedern aus der gesamten Geschichte der Show. Trotz meiner Kritik am System SNL, und obwohl ich die Show seit Jahren nicht mehr gucke und die einzelnen Sketche, die ich sehe, nur selten lustig finde, kann ich nicht leugnen, dass mich solche Rückblicke immer ein Bisschen kriegen. Wie viele Comedy-Fans hatte ich eine Periode im Leben, in der ich die Show religiös geguckt habe, und verbinde dementsprechend doch einiges mit so manchem Sketch und Star der Show. Schon beim Special zu 40. Jubiläum vor 10 Jahren war ich seltsam berührt von Andy Sambergs und Adam Sandlers Digital Short, in dem sie die Momente besangen, in denen Cast-Mitglieder während der Live-Show nicht mehr an sich halten konnten und in Gelächter ausbrachen.
Diesmal performte Sandler live einen Song, in dem er die Show, ihre Geschichte und Stars besingt. Wie von Sandler gewohnt ist das schamlos sentimental und handwerklich so mittel — es gibt bestenfalls die vage Idee eines Versmaß’ —, aber die Emotionen sind offensichtlich ehrlich, und wen die Erwähnung des unvergessenen Phil Hartman und von Sandlers Freund Chris Farley, und die Reaktion des Publikums darauf, kalt lässt, der hat Comedy nie geliebt.
Samberg derweil steuerte einen neuen Digital Short bei, und der ist…seltsam. Gemeinsam mit Bowen Yang, einem der charismatischeren Mitglieder des aktuellen Casts, besingt Samberg eine angebliche Gemeinsamkeit aller, die je für SNL gearbeitet haben: „Everyone that ever worked at SNL had anxiety.“
Lustig ist der Short durchaus — wie so oft rettet Samberg die an sich mittelmäßig kreative Prämisse mit einem seiner typischen non-sequiturs, hier über die Sanitäranlagen im SNL-Studio („If these pipes could talk…“).
Aber ich kann nicht anders, als mir auszumalen, wie wir in einigen Jahren über einen solchen Short denken werden. Irgendwann – wohl erst nach seinem Tod, aber es ist nur eine Frage der Zeit – wird eine Aufarbeitung der Lorne-Michaels-Jahre stattfinden, von dem toxischen Arbeitsumfeld das er systematisch kreiert. Wie werden sich dann Textzeilen anhören, in denen Samberg besingt, was für ein „challenging place“ SNL ist, wie es sich anfühlt, „notes from Lorne“ zu erhalten?
Man sollte ein Comedy-Bit nicht zu ernst nehmen, Selbstironie ist eines der wichtigsten komödiantischen Stilmittel — geschenkt. Aber ein Bisschen was sagt es schon aus über Lorne Michaels und wie sicher er sich in seiner Machtposition fühlt, oder? Dass der verbuchte Kontrollfreak keine Probleme damit zu haben scheint, Beiträge zu senden, die offen auf den enormen Druck anspielen, dem er seinen Cast aussetzt, und die zukünftig als Beleg herhalten könnten, dass jeder über das „System Michaels“ Bescheid weiß und sich bewusst ist, was es mit Michaels’ Untergebenen macht?
Wie auch immer: Wer zusätzlich zu der, wie gesagt, durchaus emotional effektiven Selbstbeweihräucherung der Show anlässlich des Jubiläums auch eine kritischere Perspektive lesen will, dem sei diese Übersicht von Seth Simons über seine Berichterstattung über SNL und Lorne Michaels über die Jahre empfohlen.